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mal wieder was für die ich hab doch nichts zu verbergen-fraktion: Wer zu hart bremst, verliert seinen Versicherungsrabatt

So bestraft das Programm ganz normales und harmloses Verhalten. Sie müssen nachts fahren, weil Sie zum Nachtdienst müssen? Sie wohnen in einer Großstadt? Pech gehabt. Egal, wie vorsichtig und gut Sie ihr Auto steuern, auf diese Art bekommen Sie nie den ersehnten Rabatt, mit dem Sie gelockt wurden.

im moment ist so ein versicherungstarif natürlich erstmal nur optional. aber in fünf jahren bekommt man vielleicht gar keinen anderen mehr. dann heißt es nackig machen oder eben kein auto fahren. und jetzt stellt euch mal vor wie das mit der krankenversicherung wär… rauchen? bier trinken? schokolade essen? der vorgeschriebene blutwertesensor im smartphone sieht alles. da klingeln die kassen. und, immer noch nichts zu verbergen?

netzpolitik.org hat auch noch was dazu

Wenn man seine Phantasie noch ein bisschen weiter paranoiden – oder auch nicht? – Ideen eines repressiven Überwachungsstaates hingibt, kommt man schnell bei Szenarien an, in denen ungewollte Ziele nicht mehr angefahren werden dürfen. Das erspart dann die Kontrolle von Umweltzonen, kann aber genauso verhindern, dass Fußballfans mit einschlägigem Hintergrund in Städte reisen, in denen ihr Lieblingsverein am betreffenden Tag gegen den Erzrivalen spielt.

  • Esh says:

    Über längere Zeit gesehen wird es eh kommen. Die Kfz Versicherungen unterliegen einem hohen Preiskampf. In diesem Jahr ist es erstmalig wieder gelungen seit 2007 keinen Verlust zu machen. Von Milliarden, die sich die Versicherungen auf die Seite legen ist da nichts zu sehen. Und es ist auch schon in anderen Sparten dazu gekommen. Egal ob du eine Berufsunfähigkeitsversicherung, Lebensversicherung, private Krankenversicherung, etc, willst, es wird deine Lebensweise mit rangezogen ( deswegen möglichst früh abschließen, da hat man noch nicht soviel falsch gemacht). Menschen in der pKV Leben auch nachgewiesen gesünder. Bei einer BU ist das ganze superkritisch, es ist eine der wichtigsten Versicherungen, die man braucht und es gibt keine staatliche Entsprechung, die jeder nutzen kann. Und selbst dort wird geschaut, obwohl es viele Faktoren gibt, die man nicht selbst beeinflussen kann. Warum sollte es dann bei der KFZ anders sein? Die Tarife sind jetzt schon auf verschiedene Risikogruppen zugeschnitten. Warum soll ich denn mehr zahlen müssen, nur weil mein Auto auch gern von besoffenen Halbstarken gefahren wird? Ist natürlich schade fürs Solidaritätsprinzip. Allerdings muss man sich fragen, ob es gerechtfertigt ist, dass Personen, die sich über das Gesetz (und Moral) hinwegsetzen, volle Solidarität genießen dürfen.

    Letztendlich muss das wieder die Politik regeln. Die Privatwirtschaft wird immer alles nutzen, was sie darf, um ihr persönliches Risiko zu minimieren (so wie das auch der Verbraucher macht). Und die Box wird auch für die allermeisten kommen, weil die Tarife ohne Box einfach teurer werden (es sammeln sich dann dort die, die nicht ordentlich fahren und ein paar von mcnesiums Lesern). Wahrscheinlich wird das Autofahren ein Stück sicherer, weil keiner mehr wie Huf mit 70 durch die Stadt ballert und meint sein Tacho geht ja eh ein Stück vor oder die Abzockpolizisten stehen woanders. Es wäre natürlich schade, wenn es erst den finanziellen Druck braucht, aber Solidarprinzip bedeutet eben auch, dass ich nicht auf Kosten der Allgemeinheit meinen Egotrip rauslasse.

  • mcnesium says:

    ich geb zu, dass sich das thema aufgrund der beispiele mehr als gewollt auf autos konzentriert hat. das ist aber eigentlich nicht mein punkt gewesen, autoversicherungen sind mir eher wurscht. es geht ganz allgemein darum, das im moment von den meisten eher belächelte bewusstsein dafür zu schaffen, dass jeder, sei es die privatwirtschaft, sei es die sicherheitsfanatische politik oder deine ex, wie du schon sagst, nimmt was er kriegen kann um es gegen dich zu verwenden. darum sollte man aus tiefstem eigeninteresse sparsam mit dem umgehen, was man von seinem leben preis gibt.

    das ist leider unbequem, aber zähne putzen nervt eigentlich auch. trotzdem tuns alle.

  • Esh says:

    Datensparsamkeit ha ha ha

    Die Frage ist nicht, wie viele Daten ich herausgebe, sondern das Preis/Leistungsverhältnis. Heutzutage kann man vielleicht auf die Box verzichten, bald heißt es sicherlich: Box oder 100% Risikoaufschlag. Früher haben Arbeitgeber bei Facebook geschaut, ob du dich ordentlich präsentierst. Heute gibt’s den Job nicht, wenn du nicht auffindbar bist. Der BND kann über deine Handymetadaten herausfinden, mit wem du wie gut befreundet bist, wo du dich gerne aufhältst, wen du wählen wirst. Klar kannst du dich dem verweigern, wirf dein Handy weg, wirf dein Blog und Internetzugang weg und wirf dein soziales Leben weg. Zurück ins Jahr 1990. Frage ist nur auf wieviel Zukunft kannst und willst du verzichten?

  • mcnesium says:

    auf eine zukunft wie 1984 kann ich gut und gerne verzichten. aber dass wir auf dem besten wege dort hin sind, blicken die schafe nicht. und wenn du mir mit preis/leistungsverhältnis kommst, scheinst du dich offensichtlich auch schon damit abgefunden zu haben. schade, wir waren früher mal der gleichen meinung.

  • Esh says:

    Da hast du wohl ein bisschen Recht. Ich hab mich wohl damit abgefunden, dass es so ist, wie es ist. Natürlich hab ich kein Bock auf 1984, die Wahrheit ist aber eben auch, dass wir da schon durchgerauscht sind. Die NSA-Affäre (wobei das eher eine Zwangsehe anstatt einer Affäre IST) zeigt, dass gelauscht wird ohne Hemmungen. Und allein die Verbindungsdaten sagen schon eine Menge über dich aus: wo du wohnst, wer deine Freunde sind, wo du gerne hingehst (zwar wegen Funkzellen noch etwas grobkörnig, aber ausreichend). Wenn du dich den modernen Diensten verweigerst, dann verzichtest du auf ein Feintuning deines Profils, das sowieso erst abgerufen wird, wenn du auf dem Kieker landest. Und dann ist meiner nach egal, ob sie das Wissen bei Google abfragen oder dich einen Monat lang observieren. Wenn du das 1984 Grundrauschen abstellen willst, musst du dich technologisch ins Jahr 1984 zurück bewegen, aber das schaffst nicht mal du. Es ist meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit mit einem normalen Nutzerverhalten im Netz anonym zu bleiben (du gibst dir schon viel Mühe, aber auch du bist es nicht).

  • mcnesium says:

    das ist trotzdem kein grund zum resignieren. im gegenteil, jetzt wo man langsam die folgen erkennen kann, bieten sich möglicherweise gelegenheiten, doch noch ein paar leute davon zu überzeugen, sich gegen die absolute kapitalisierung des menschen aufzulehnen. ich will mir jedenfalls nicht vorwerfen lassen müssen, nichts versucht zu haben.