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Zum Thema eigene Websites hat Johnny Häusler einen lesenswerten Gedanken geäußert. Punch line:

Wer abends ein Bier trinken gehen will, geht nicht in die Brauerei, sondern in ein Lokal seiner Wahl.

An dieser Stelle eröffnet sich die Frage, ob man den Fortschritt immer einfach so akzeptieren muss, oder ob man ihn vielleicht selbst steuern kann. Wer sagt denn, dass die kommerziellen Social Networks der Weisheit letzter Schluss sind? Klar gibt keiner mehr URLs in Adresszeilen ein, vor allem nicht auf Telefonen. Dass die Links, die stattdessen angetippt werden, unbedingt auf Webportalen von amerikanischen Kapitalgesellschaften verteilt werden müssen, hat jedoch niemand gesagt. Ich mach hier ja auch nichts anderes als Links verteilen.

Man muss nur dieses oh, der feine Herr betreibt ein Blog, der hat aber viel zu sagen aus dem Kopf kriegen und das ganze ein bißchen lockerer sehen. Die Leute, die noch in IRC-Chats abhängen (ja, davon gibts noch welche) schmeißen auch öfter einfach nur einen Link in den Kanal, oft sogar erstmal unkommentiert. Die die es interessiert klicken drauf und werden schlauer, und die anderen nicht. Und das ganze passiert, ohne dass ein einzelnes Unternehmen diesen Vorgang protokolliert, den jeweiligen Protagonisten in eine bestimmte Schublade steckt und damit Profit macht.

Darum geht es doch nur: Privatsphäre durch Dezentralität. Man muss Privatsphäre natürlich haben wollen. Leider ist den meisten heutzutage entweder völlig egal oder überhaupt nicht bewusst, was es mit dieser Privatsphäre auf sich hat. Nackt durch die Straßen gehen trotzdem die wenigsten, und die Wohnungstüren sind auch meistens geschlossen. Das Bewusstsein dafür, dass man sich auf Facebook unbemerkt völlig entblößt, fehlt leider viel zu oft. Schlimmer noch, selbst Institutionen, die sich Aufklärung in Sachen Social Media auf die Fahnen schreiben, rudern zurück, wenns drauf ankommt, weil sonst einfach keiner zuhört. Das ist schon hinreichend frustrierend, wenn ich das mal so sagen darf.

  • Anonymous says:

    Danke für den Link, da bietet es sich an, deine “neue” Kommentarfunktion mal auszuprobieren und dich zu fragen, warum externe Verlinkungen in deinen Kommentaren im gleichen Fenster geöffnet werden?

  • Anonymous says:

    Oha, geht sogar ohne Name^^
    Grüße Nico

  • mcnesium says:

    Externe Verlinkungen öffnen im gleichen Fenster, weil ich der Fraktion derjenigen angehöre, die target="_blank" für Bevormundung des Nutzers halten. Wer einen Link im neuen Tab öffnen möchte, drückt STRG beim klicken oder wähltin neuem Tab öffnen aus dem Kontextmenü. Die andere Fraktion, die die Meinung je länger der Nutzer (vermeintlich) auf meiner Seite verbringt, desto besser vertreten, wird häufig von Vertrieblern und Marketingexperten besetzt.

  • Esh says:

    Social Networks sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Eins tun sie aber, was ein dezentrales Netz bis heute nicht leistet. Sie fassen alle Interaktionen von Freunden zusammen. Sicher könnte man eine Timeline zur Hälfte mit einem Feedreader abbilden. Was fehlt ist, dass meine Freunde Kommentare auf den entsprechenden Blogs mitbekommen. Auch ein schneller Zugang zu dem Profil des jeweiligen Nutzers fehlt. Blogs bieten auch kein einheitliches Aussehen (Stichwort: Usabililty – der Mensch muss sich auf einer neuen Seite immer neu orientieren). Auch kann man keine Veranstaltungen erstellen, Freunde von Freunden einfach hinzufügen und Diskussionsgruppen betreiben. Hinzu kommt der Aufwand ein eigenes Blog aufzusetzen (ja, man kann sich in 5 Minuten bei woauchimmmer eins anmelden, aber dann ist es ja noch nicht fertig). Und das ist es, was Social Networks so beliebt macht. Google hatte mal so etwas ähnliches mit Google Wave angestrebt, was aber im Sande verlaufen ist.
    Nur zwei Cents eines Medieninformatikers

  • mcnesium says:

    Und wieder siegt die Bequemlichkeit über die Vernunft. Deine Enkel werden dich fragen, was du dagegen getan hast, als die Privatsphäre abgeschafft wurde, und du wirst ihnen antworten: ich war zu faul.

  • Esh says:

    Und was sagst du? Ich hatte ein Blog?

  • mcnesium says:

    Genau. An mir lags nicht, werde ich sagen. Und, dass ich hab ne ganze Menge Energie darin versenkt hab, die anderen davon abzuhalten. Aber sie wollten nicht auf mich hören und nannten mich Aluhutträger.