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So, dieser Mansur ist wieder frei, und Deutschland hat sich eine weitere satte Arschbombe in den Fettnapf der Diplomatie geleistet. Ganz großes Kino!

In den allermeisten Fällen kann man den Verantwortlichen meiner Meinung nach nicht mal bösen Willen vorwerfen. Das Problem ist ein ganz anderes. Vom Bundestag über den Verfassungsschutz, Landes- und Kommunalbehörden, den Prüfungsämtern an den Unis bis zum Dresdner Studentenwerk sieht man es immer wieder. Dort sitzen Leute am Schreibtisch und machen Dienst nach Vorschrift. Motivation zur Eigeninitiative ist nicht vorhanden, selbst denken viel zu gefährlich. Denn Fehler machen dann nämlich nur die anderen. Vermeintlich, wie wir jetzt wieder gesehen haben.

Ein Schulfreund hat mal den Berufswunsch geäußert, in irgendeinem Ministerium arbeiten zu wollen, denn da gibts gute Kohle und der Job ist Eierschaukeln. Da haben wir es. Wenn man sich mal vorstellt, dass im öffentlichen Dienst alle eine solche Arbeitsmoral an den Tag legen, dann ist völlig klar, wie Geschichten wie die mit Mansur zustandekommen.

Wie ist das Problem zu lösen? Beamtentum abschaffen? Gefährlich! Da kommt man ganz schnell in die Leistung muss sich wieder lohnen-Ecke, außerdem sind das natürlich nicht alles nur Beamte. Liegt das Problem in den zu steilen Hierarchien? Verstecken sich alle hinter dem Zuständigkeitslabyrinth?

Meiner Meinung lässt es sich nur durch eine massive Transparenzoffensive erschlagen, wie sie die Piraten seit ihren Anfängen propagieren. Wenn alle Vorgänge im öffentlichen Dienst für jeden Interessierten offen ersichtlich sind; und ich meine nicht, dass man in irgendne Behörde zu Fuß reingehen und sich bis zum richtigen Aktenordner durchfragen muss, sondern über das Internet.

Und auch nicht wie ständig bei netzpolitik.org zu lesen, dass die Ämter sich irgendwelche Schlupfwinkel vorbehalten, um dann doch hinter verschlossenen Türen ihr Ding zu machen (oder eben auch nicht zu machen), sondern per Gesetz dazu gezwungen werden, sämtliche Tätigkeiten öffentlich einsehbar zu verarbeiten. Ich meine jetzt nicht, dass ich jedem Beamten in einem Etherpad live beim Tippfehler produzieren über die Schulter schauen will, aber fertige beschlussfähige Dokumente sollten mit Begründungen versehen jederzeit verfügbar sein, und zwar so, dass man sie auch finden kann.

Im Moment besteht leider kein Grund zur Hoffnung, dass sich in der Hinsicht demnächst irgendwas ändern könnte. Die Mehrheit der Bevölkerung geht anscheinend völlig konform mit der aktuellen politischen Situation. Es ist zum Haare ausreißen!

  • Robben says:

    Was hat Interpol eigentlich mit den deutschen Beamten zu tun? So wie ich das verstanden habe gab’s nen Haftbefehl von Interpol, auch wenn dieser fragwürdig ist, müssen die Beamten in dem Fall doch handeln.

  • mcnesium says:

    Naja, Interpol sagt Es liegt ein Haftbefehl vor und beim Mann mit der Mütze am Flughafen geht darum die rote Lampe an. Der Rest ist dann eben Dienst nach Vorschrift.

  • Robben says:

    Aber willst du dem Mann mit der Mütze da nen Strick draus drehen? Wenn das nun nen jetzt nen wirklicher Straftäter ist und der ihn laufen lässt ist das Geheule doch genauso groß. Wäre ich an seiner Stelle würde ich mir nicht zumuten zu entscheiden, ob ich den nun laufen lasse oder nicht. Das ist ja nun mal nicht seine Aufgabe.

  • mcnesium says:

    Nicht dem mit der Mütze, sondern dem der den Automatismus mit der roten Lampe freigegeben hat.