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Sascha Lobo erklärt nochmal, was das Problem an den rabattierten Kranken– und Autoversicherungen ist: libertärer Paternalismus:

Ein Nudge (engl. für Stups oder Schubs) ist für die Erfinder des Begriffs Thaler und Sunstein das Gegenteil eines Verbots oder eines Befehls. Er habe gerade darum die Kraft, das Verhalten von Menschen tatsächlich zu beeinflussen.

Habt ihr nicht auch manchmal Bock auf die Tafel Schokolade, die Zigarette danach oder das berühmte Bier zuviel? Bleibt ihr nicht auch manchmal lieber auf der Couch sitzen und geht nicht zum Sport, einfach weil ihr es könnt? Weil ihr die Freiheit habt, selbst entscheiden zu können, was ihr wollt? Wie wäre es, wenn ihr diese Entscheidungen zwar treffen wollt, aber im Hinterkopf immer die Gewissheit sitzt, dass euch dabei jemand beobachtet, der das nicht gut findet? Die Gewissheit, dass die Entscheidung, morgens mal nicht die Zähne zu putzen, weil die Bahn gleich kommt, sofort registriert wird und dass euch dieses angebliche Fehlverhalten Konsequenzen nach sich ziehen wird? Dieses Gefühl der Unfreiheit?

Wir sind auf dem besten Weg in eine Gesellschaft, in der das völlig normal wird. Big Data heißt das Buzzword dazu. Alles was man macht, wird aufgezeichnet, gespeichert und in Zusammenhang mit anderen Datensätzen gebracht, um aus den Erkenntnissen daraus das Leben des Einzelnen vorhersagbar zu machen und das gesellschaftliche Zusammenleben steuern zu können. Um das Risiko so gut es geht zu minimieren. Um das soziale Prinzip umzukehren.

Der Weg, diese Entwicklung einzudämmen, ist der Verzicht auf Dienste, die nur darum existieren, um so viel wie möglich über euer persönliches Verhalten zu erfahren. Angefangen bei zentralisierten Webservices wie Facebook, Dropbox, Whatsapp und wie sie alle heißen über Rabattsysteme wie Payback oder diese ganzen Freizeitkartenanbieter wie Dresden 4 Friends, Get2Card usw. bis hin zu solchen rabattierten Versicherungstarifen, Mautsystemen per Nummernschilderfassung oder OPNV-Tarife mit automatischer Erfassung der tatsächlich zurückgelegten Wegstrecke.

Dass das nicht leicht fällt, ist völlig klar. Aber es gibt in den allermeisten Fällen Alternativen, und wenn nicht, solllte man sich zumindest dessen bewusst sein, wie sehr man sich in die Abhängigkeit von Dienstleistern begibt, deren einziger Antrieb die eigene Gewinnmaximierung ist.