mcnesium.com

großartiges popcornkino, diese geschichte mit shuttleworth und der open source tea party:

ich halte ja längst nicht mehr soviel von ubuntu, wie ich es noch vor einigen jahren tat. ich würde sogar fast soweit gehen zu behaupten, dass der versuch shuttleworths, linux auf dem desktop für eine breite masse verfügbar zu machen, gründlich gescheitert ist. das liegt allerdings weniger daran, dass ubuntus user experience immer wollte, aber nie an osx rankam (ich verkneife mir an dieser stelle mal, windows in zusammenhang mit ergonomie zu bringen).

die wahl des desktop-betriebssystems ist immer egaler geworden, wenn man von speziellen features mal absieht, die der sogenannte ottonormalanwender sowieso nie nutzt. wenns nicht im browser läuft oder aus beruflichen gründen genutzt wird, heißt es inzwischen meist neumodisch äpp und befindet sich auf dem telefon.

die wahl des betriebssystems ist mobil noch relevant, auf dem desktop eher nicht. darum denk ich, dass ubuntu die besten zeiten hinter sich hat. die ideologisch beeinflussten nutzer suchen sich längst andere distributionen. und mark shuttleworth wird früher oder später feststellen müssen, dass er seinen idealen untreu geworden ist, als er ein profitorientiertes unternehmen rund um sein free-and-open-source-software-projekt gegründet hat.

  • Stefan says:

    Naja, es gibt schon noch brauchbare Ubuntu-Releases: http://ubuntugnome.org/ – und das mit der fehlenden Relevanz sieht – trotz aller Kritik – in der Realität noch anders aus: Ubuntu hängt bei Distrowatch auf Platz 3 und Mint, ein mit allen unfreien Spielereien versehenes Ubuntu, auf Platz 1. Gerade mit den LTS-Versionen steht Ubuntu unterm Strich nicht schlecht da und genießt dahingehend durchaus viel Ansehen. Auf der anderen Seite steht der Kommerzialisierungsansatz mit ubuntuone oder vorgestrickten Amazon-Links oder an der Masse vorbeientwickelte Sachen wie unity oder deren eigener X-Ersatz. Und damit fahren sie sich zu Recht Negativkritik ein. Das schöne daran: Man muss das ja nicht alles mittragen und kann auf entsprechende Alternativen wie oben genanntes UbuntuGnome oder Mint zurückgreifen.

    Ich persönlich mag ohnehin RollingRelease-Distros wie Arch viel lieber und setze es auch entsprechend ein. Die Leistung von Herrn Shuttleworth kann ich aber auch als distrofremder Nutzer einfach nicht schlecht bewerten: Denn das, was er einst als Grundlage nahm (Debian) war und ist als Desktop-OS ein absolutes no-go. Hier hat er im Aptiversum schon viel bewegt.

  • mcnesium says:

    ich vergleiche ubuntu ja auch nicht mit anderen linux-distributionen, wie es distrowatch tut, sondern mit windows und osx. shuttleworth ist mit ubuntu damals angetreten um den ottonormalanwender von windows wegzubringen. das ist ihm bisher leider nicht gelungen, wobei ihn da natürlich keine schuld trifft. vielleicht ist der weg, den er einschlägt, auch nötig. er darf nur nicht vergessen, zur rechten zeit die reißleine zu ziehen, um seine glaubwürdigkeit zu wahren. mit der amazon-geschichte war er schon sehr nah an der grenze.

    übrigens: so schlimm ist mein verhältnis zu ubuntu nun auch wieder nicht ;)

  • Stefan says:

    Naja, wenn man plattformübergreifend denkt, dann lässt man sich zu keinem Vergleich hinreißen. Ich bin da wohl schon eine Ebene weiter :P

    Wie dem auch sei, zum einen stimmt es, dass es nur begrenzt gelungen ist, Windows das Wasser abzugraben. Ich finde es aber auch nicht falsch, wenn eine Distro den Ansatz verfolgt, alt eingesessene Distributionen in Sachen Usability, Updateresponse und Long Term Support auszustechen. Warum nur gegen Windows wettern? Es gibt genug bekloppte Linux-Distros, die es genau wie Windows abzuschaffen gilt :) Und Linux als eins zu betrachten finde ich völlig falsch. Ein Arch verbindet rein gar nichts mit einem Gentoo oder Slack. Insofern sollten sich die Distros durchaus einem Vergleich unterziehen.

    Wie dem auch sei, die zweite. Linux dem Normalsterblichen auf den Weg zu geben scheitert in jedem Fall daran, dass es einfach zu wenige Überzeuger und kompetente Leute gibt, die die Kraft aufbringen, unbedarfte Windows-User in einfachsten Fragen zur Seite zu stehen. Da kann es noch so brillante Distributionen geben, die Hemmschwelle ist einfach da.

    Wie dem auch sei, die dritte. Ich bin mal gespannt, wie sich das in einem halben Jahr so entwickelt. Dann ist WinXP obsolet, Win8.1 noch immer keine Option und hätten die etablierten Desktop-Gurus von GNOME oder KDE mal nicht zu viel gefrickelt, wäre Linux vielleicht die erste Wahl.